Land unter

Zugegeben: die Kontinuität unserer Reisebeschreibung ist etwas aus dem Ruder gelaufen – denn letzteres brauchen wir derzeit zu anderer Bestimmung. Und dass wir buchstäblich so nah am Wasser gebaut haben, ist uns auch jetzt erst gewahr.

Zwei Regentage mittlerer Güte nutzen wir großzügig zur Erkundung Dresdens. Schließlich ist die Hauptstadt Sachsens grade mal 46 S-Bahn-Minuten von Bad Schandau entfernt. Und die kurze Fahrt im Doppeldecker-Waggon mit Panoramasicht vergeht wie im Fluge.  Dresden wartet mit farbenfroher Vielfalt auf: vom Grünen Gewölbe zum Blauen Wunder, von der Kakadu-Bar zur Pfundts Molkerei.

Zum abendlichen Ausklang mit den letztjährigen Wandergenossen Thomas (der als Thürmsdorfer ein Heimspiel geniesst) und Elisabeth (extra aus Luxemburg angereist) haben wir einen Tisch im Helvetia reserviert. Doch zur Fahrt dorthin kommt es nicht mehr. Ergiebige Regengüsse haben bereits die Uferpromenade und den Radweg von Bad Schandau unter Wasser gesetzt, Autos der Hotel-Tiefgarage werden sicherheitshalber evakuiert und während wir noch in der Lobby plaudern, nähert sich bereits das Hochwasser.  Erst überschwemmt es Strassen, dann den Marktplatz, um schließlich züngelnd in die Hotel-Lobby einzudringen und erst die Lounge, dann die Bar, die Rezeption, die Aufzüge unter Wasser zu setzen.  Sprachlos stehen wir quasi im Auge des Orkans und krempeln unsere Hosenbeine immer weiter hoch.

Während das Wasser steigt, sichert sich Elisabeth eines der letzten freien Zimmer der Elbresidenz, weil ihre eigene Unterkunft im vollkommen überfluteten Kirnitzschtal längst nicht mehr erreichbar ist. Trotz Katastrophenalarm geht das Leben in der Elbresidenz erstaunlich gesittet weiter. Wir speisen rustikal im hauseigenen Restaurant und leisten uns erst mal ein Radeberger Duo zur Beschwichtigung der Nerven.

 

Gepflegte Untergangsstimmung macht sich breit. Während vorne die Hotel-Lobby knietief überflutet ist, feiert hinten eine Hochzeitsgesellschaft bei üppigem Büffet, Schampus und Lightshow. Don’t panic, we’re just rearranging the deckchairs on the Titanic…

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