Kulinarische Sternstunden

Wer es noch nicht wissen sollte: Mehr Schwarzwald ist nirgends!

Zum Finale überschlägt sich die Tourismusdirektion geradezu. Zaubert zum ersten Mal während unseres Aufenthaltes einen kräftigen Regenschauer, um die drei Schritte bis zum Bareiss  zur trekkingschirmtechnischen Teststrecke auszurufen.

Die Dorfstube des Bareiss glänzt im Schwarzwaldstil in vollendetster Ausprägung. Bestickte Sitzkissen , umkränzte Lampenschirme, dirndlgesschmückte Servicedamen. Hier bietet sich die letzte Gelegenheit, die önologischen Highlights unserer schwäbischen Heimat zu verinnerlichen und einen 2004er Samtrot von Drautz-Able kredenzen zu lassen. Nicht nur  der sächsiche Weinzahn wirkt beeindruckt, selbst die Spezi-Fraktion lässt sich zu einem Gläslein Traubensaft aus dem Hades hinreissen. Sauberle!

 Als mein Nebensitzer seine Kamera zückt, um mein Bachsaiblingsfilet an Morchelrahmsosse und badischen Spargelspitzen zwecks Inspiration für die nächste Kochwettbewerbsteilnahme abzulichten, gebe auch ich mir einen Ruck.

 Während das Team sich genüsslich durch hochdekorierte Köstlichkeiten schlemmt,  übe ich heimlich auf der Bareiss`schen Toilette die ersten Klicks mit meiner Digitalkamera.

 bild-014.jpgZum Abschluss noch eine Runde Zibärtle – Schnaps für alle, samt etymologischer Aufklärung über die wohl zypriotische Heimat des seltenen Steinobstes. Ich sag doch: Reisen bildet!

 Danke Anja, danke Patrick!! Ihr habt Euer Bestes gegeben – und noch viel mehr. Der Wanderkollege aus Sachsen ist ernsthaft beeindruckt, die Mädels giggeln hochtourig vor sich hin und die Luxemburg-Abordnung wird sicherlich eine schlaflose Nacht verbringen. Nicht nur wegen der halben Dutzend MMS-Irrläufer auf dem Handy (Orkan Lothar mit der Nachricht: Willkommen in der EU). Ausser Saubohnen mit Speck scheinen uns nämlich keinerlei kulinarische Köstlichkeiten in LU zu erwarten. 

 Sauberle!

Lothar, der Pfad

Es soll ja Menschen geben, die für eine Menge Geld ferne Galaxien oder garstige Wirbelstürme nach sich bennennen lassen. Lothar (mein Mann) hatte das alles umsonst. Gab`s quasi gratis kurz vorm Millenniumswechsel.

Während der eine im Schwarzwald binnen zwei Stunden 30 Millionen Kubikmeter Holz  zu Boden fegte, fegt der andere in der Herrenalber Strasse schon mal zwei Stunden Brösel vom Boden.

8048df480ff9b1c818be9e70d4e4bf74cc43 5670f9d1922a0bb6d1e2c4419ef7efa2625c8048df480ff9b1c818be9e70d4e4bf74cc435670f9d1922a0bb6d1e2c4419ef7efa2625c8048df480ff9b1c818be9e70d4e4bf74cc435670f9d1922a0bb6d1e2c4419ef7efa2625c

Einen Lotharpfad gibt`s auch, eingerichtet vom Team des Naturschutzzentrums Ruhestein.  Überflüssig, zu erwähnen, dass ich dem Besuch dieses Programmpunktes besonders ungeduldig entgegenfiebere. Nach dem gemeinschaftlichen Warm up durch den Bannwald (jede Menge Farn, Walderdbeeren, morsches Holz und malerisches Moos), führt uns Herr Kafka vom Naturschutzzentrum durch die Highlights des Lotharpfades  und (aufgepasst:) das Liebesleben des Borkenkäfers.

8fa6e61bfdbefcb499890a3438b1fd98f1083af7a94a3ee29cc2e3ed6edc97122251230f

Der Weg selbst wirkt wie ein spannender Trimm-Dich-Pfad für Touristen, mit zahlreichen umgestürzten Bäumen, bizarr gestaltetem Wurzelwerk und einem geschickt angelegten Parcours von Treppchen, Balken und Aussichtsplattformen. Da kann man schon mal leicht die Bodenhaftung verlieren. Wen wundert`s da, dass manche unsere Mitwanderer beim Hinauslehnen über eine Holzbrüstung die Begrüssungsnachricht „Willkommen in der EU“ von ihren Netzbetreibern aufs Handy gefunkt bekommen.

Hilfe: beim Versuch, in diesen Beitrag ein Video einzubauen, hab ich mir fast den ganzen Blog zerschossen. Ist ganz schön anstrengend, einen auf multimedial zu machen.

Im Badezuber mit dem Tourismusdirektor

c628f7149e7083f11623df61fde0e5b1d18c

Für alle, die es nun genau wissen wollen: Nur mit einem Bademäntelchen bekleidet, laufe ich einmal mutig quer durch das labyrinthartige Lamm`sche Landhaus- Ambiete, um mir dann im Badehaus einen mittelalterlich anmutenden Leinenbikini umzuwursteln. Zierliche XS-Figuren müssen das ausladende Arrangement sicherheitshalber mit einem Wäscheklämmerle sichern.

 Einmal gemeinsames Aufweichen in der Sauna und dann ab in die Zweier-Zuber. Als Strebernatur steige ich gleich zum smarten Tourismusdirektor Patrick Schreib in die Wanne, wo wir  – begleitet von zwei  Pullen Schampus, einem lukullischen Viergängemenü, zwei Peelingrunden und einer Rückenmassage – einen Abend lang gepflegt über Land und Leute philosophieren.

 bea4309331644f1e7c87919e85478ef74408

Schöpfer, Leiter und Zeremonienmeister dieser einzigartigen Wellnesswunderwelt ist übrigens der umtriebige Reinhard Bosch, der, wenns der Sache zuträglich ist, schon mal den Badezuber aufs Moped schnallt.

Welcome to Murgeltown

Nur ein paar Stunden später -und schon fühle ich mich wie nach einer Atlantiküberquerung. In Baiersbronn ist grosses Meet & Greet aller Wanderrallyisten. Schneller Abgleich der Bewerbungsfotos mit den Teilnehmern in natura, kurzes Ranking der Rollkoffer (meiner ist länger), der Digitalkameras (muss ausnahmsweise passen) und der Wanderkluften.  Wer noch Nachholbedarf verspürt, kann sich im Testcenter eine stylishe Wanderjacke oder einen garantiert orkanabweisenden Trekkingschirm ausleihen (nehme natürlich beides wahr).

MurgelWährend die bedauernswerten Südroutler gleich nach Sekt &  Snack gen Schweiz verfrachtet werden, schiesst sich die Nordroute gemächlich auf Kulinarik ein. Der örtliche Schokoladenmanufakteur Holz gibt willig Einblick in sein Versuchslabor. Jeglicher modischen Attitüde trotzend, zieht er Vollmilchschokolade immer noch dem modernen dunklen Schnickschnack vor – und daraus zaubert er wunderbare Kreaturen wie Willi, den Weihnachtsmann oder Karle, den Osterhasen oder Murgel, das örtliche Maskottchen. Zum Abschied wird jeder Teilnehmer mit einem schokoladigen Wanderstiefelarrangement beglückt (O-Ton Holz: Gell, do gucket Se, wo mer doch emmer sagt, der Schwob sei geizig)

Schliesslic Check-in im Hotel Lamm. Perfekter könnte sich ein Tourist den Schwarzwald nicht ausmalen: üppiger Balkonschmuck, floraler Landhausstil und ganz viel rustikal gebeiztes Holz. „Verrry typical“, würden unsere spanischen Freunde anerkennend konstatieren.

f94d6f8ccba6babff10a7b5173c1ad0f575dLeider muss der abendliche Programmpunkt „Essen im Zuberbad unterm Sternenhimmel“ mangels letzterem in das Badehaus verlegt werden. Und das sieht so aus:Mehr dazu morgen. Muss mich jetzt nämlich zuberbadgerecht umkleiden.

Morgen mehr! Wer neugierig ist, kann jetzt schon im Programm_Baiersbronn nachlesen, was uns die kommenden Tage erwartet.

PS

Lob ans Lamm. WLan-Zugang im Kaminzimmer hat auch nicht jeder. Sehr inspirierend.