Immer unterwegs, auch von Zuhaus´ – Part 8: Das Ende vom Wandern.

Der Magdeburger Busbahnhof, der Supermarkt in Kassel oder einfach nur die langweilige Schneise namens Fußgängerzone– irgendein sichtbares Signal steht immer in der Gegend herum, um uns bei der Rückkehr vom Wanderurlaub zu bedeuten: Gleich sind wir wieder zuhause. Unser Wohnort, unsere vertraute Bastion, daheim. Und richtig: Unsere Heimatstadt hat in unserer Abwesenheit gar nicht daran gedacht, sich zu verändern. Die Gemäuer und Bankomaten stehen, sprachlos wie kalt. Der blassgraue Himmel zieht ein Flunschmaul. Passanten taumeln wie Fische in trüber See. Gleichgültig verhält sich die Heimatwelt gegen alle Ereignisse im Leben ihrer Bewohner. Ach was, sie verhält sich gar nicht. Und: Haben wir dem Treiben jetzt etwas Individuelles entgegen zu setzen? Ein Lied in Dur für Bankomaten? Ein schallendes Lachen für die Fast-Food-Filialen-getupfte Landschaft? Eine Ode auf den Busbahnhof?

Und wir beobachten in stiller Verzweiflung diverse Stapel auf unseren Tischen und fragen uns, warum die papierne Skyline nicht längst umfällt.

Noch ganz zu schweigen von dem mit Wucht heran nahenden Montag.
Spätestens jetzt: Jede Rückkehr aus der Ferne ist ein kleiner Tod.

Immer unterwegs, auch von Zuhaus´ – Part 7: Die Wanderkleidung (Teil 2)

Wieder mal so ein Trend, der die deutsch-schweizerischen Beziehungen auf eine echte Belastungsprobe stellen könnte. Die Schweizer haben nun endlich genug gesehen von den germanischen FKK-Wanderern. Seit kurzem ist im Kanton Appenzell Innerrhoden das Nacktwandern verboten. Es droht sogar eine Geldstrafe von 200 Franken. Allen Funktionsfasern und Bekleidungsmikroporen zum Trotz: FKK steht bei den Wanderteutonen hingegen hoch im Kurs. Die Szene hatte in Internetforen von der Appenzeller Bergwelt geschwärmt. Die Schweizer Behörden registrierten Dutzende hüllenloser Touris. Von der Wanderameise bis zum Wandergesellen, wie Gott sie schuf und wie der Berg sie rief.
Und schon wird gemunkelt, dass die Schweiz von einem weiteren Problem überrollt werden könnte: Voyeure und Spanner stehen schon an den Grenzzäunen bereit und rüsten sich zu groß angelegten Wander-Sightseeing-Touren. Au backe. Wir empfehlen da den klugen Barfüsslern: Bitte weichen Sie ab Kreuz Unna großräumig aus: Ein 80 Hektar großes Gelände lädt nördlich von Philadelphia (USA) ein. Zum Nacktwandern in den Wäldern. Zum Mountainbike fahren. Mal ganz ohne. Und ohne Schweizer Bußgeld.

Immer unterwegs, auch von Zuhaus`- Part 6: Von Wanderstrapazen

Quäl Dich, Du Sau!„, so bekam es Jan Ulrich mal auf einer seiner Touren durch Frankreich zu hören. Kein Weichei-Programm, in der Tat. Auch manche Wanderung kann echt was für Masochisten und Abgedrehte sein. So gibt es ein Haufen verrückter Supersportlicher, die jährlich so weit laufen, wie ihre Füße sie tragen. Vom italienischen Stiefelspitzlein bis zur 64. Mautstelle am Nordkap rennen. Insgesamt 4487 Kilometer. Das zeigt derzeit nicht mal mein im vorletzten Frühjahr gekaufte Fahrrad auf dem Tacho an. Wie heißt es in der „Reise“-Ausschreibung zum Trans Europa Lauf so treffend: „Ihr merkt, dass Ihr Eure Leistungsgrenze erreicht habt und keinen Schritt weiter kommt? Na und? Dieser Zustand ist normal und wird Euch auf der gesamten Strecke immer wieder begleiten. Die dringende Forderung an Euch: Bleibt nicht mitten in der Pampa stehen und schreit: „Ich kann nicht mehr!“ Es hört Euch ohnehin niemand!“ Interessierte fangen jetzt schon mal mit dem Sparen für den nächsten „Urlaub“: Der ganze Spaß kostet immerhin 6.000 Euro. Dafür wird zum Schlafen meist ein gut gekühlter Turnhallenboden geboten. Eine Dusche am Abend? „Garantiert nicht“, so der Veranstalter. Ich höre schon den spitzen Aufschrei der Produktmanager des Medienpartners SebaMed. Und was ist mit der verschwitzten Kleidung? Hart im Nehmen? Dann bitte: Der Organisator: „Behaltet Eure Sachen an und stellt Euch unter die Dusche. Bei warmen Wetter ist das Zeugs am nächsten Morgen trocken.“
Bei allen Höhenflug durch die schönste Bergwelt: Für die Grand Cru trinkenden Best of Wanderer sicher mit Vorsicht zu genießen!

Immer unterwegs, auch von Zuhaus´ – Part 5: Wanderlieder (Teil 2)

Juwi ralla ralla la, Juwi rallarallala, hier ist wieder die Wanderschaft frohen Liedguts. Hab mich inzwischen dazu bei Nachbarn, bei Arbeitskollegen und den Anglern unten am Flüßchen gut umgehört. Meine Frage stets: „Das schönste Wanderlied, ja, gibt es denn so etwas überhaupt?“ Und, um Sorge um unsere lieben und besten Wanderer unterwegs: Was empfehlen wir ihnen denn nun als DEN ultimativen Streckensong?

  • Ein eingängiges Lied sollte es schon sein.
  • Gut zum Brummen, Summen, Flöten, Tröten und Mitsingen für Jedermensch.
  • Der Singcharakter als Endlosschleife sollte nie unterschätzt werden, denn manch´ Wanderung dauert länger als man denkt (Unvergessene Songs: I. Pink Floyds Dark Side of the Moon endet mit einem Herzklopfen. Die Auslaufrille der LP war so beschaffen, dass der Tonarm des Plattenspielers immer wieder auf die letzte Tonrille zurückgeführt wurde, so dass sich das Geräusch des tropfenden Wasserhahns (prinzipiell) endlos lang wiederholte, wie auch II. Die letzten Töne von Paul ist tot, die Gitarre mündet in das Ticken eines Weckers, dank der Auslaufrille von Fehlfarbens „Monarchie und Alltag“ endlos).
  • Für die gute Laune sollte das Infantile im Wanderlied (ja, genau – alles davon: affig, albern, beschränkt, jung, kindisch, kindlich, töricht, unfertig!!) ja nicht zu knapp ausfallen.
  • Und es soll das junge wie das gereifte Wanderherz bedient werden, auf Fröhlichste.

Na, was soll das sein?
Die Wahl ist getroffen, alea iacta est, lange Rede, kurzer Sinn – genialer Song: Hier unser Wanderlied für Elisabeth, Ilka, Ingeborg, Michael, Reinhard, Steffi, Steffi und Thomas. (Just click and listen!) Mah na Mah na, juwi ralla ralla la.

Immer unterwegs, auch von Zuhaus´ – Part 4: Die Wanderkleidung

Das Abenteuer vom Wandern beginnt schon Zuhause. Genau genommen beim Einkleiden. Schwedische Minifähnchen, Tatzen von Carnivoren und eine blonde Einsachtundachtzigerin lachen mich an. Ich stehe im Fachgeschäft für Wanderbekleidung und höre mir die schlüsselblumigen Worte der Wanderfachverkäuferin (mit Wanderfachverkäuferjodeldiplom?) an. Ihr Spezialgebiet scheint das Technik-Textile zu sein. Ich höre ihr zu und schließe kurz die Augen. Hätte ich nicht die superdupertolle strapazierfähige (auch so ein Wort!) wasserabweisende Jacke an, ich würde wirklich glauben, die Bundesbeauftragte für Strahlenschutz und Reaktorsicherheit hält mir einen Vortrag zu den Vorzügen eines Hochsicherheitstraktes im Reaktorschutzanlagenbau. Ich lausche weiter. Ich lausche aufmerksam, lausche noch mehr, lausche und lausche. Denn angeblich sollen meine Jackenfasern atmen. Schade; meine müssen noch ganz klein sein oder schon tot, denn ich höre nichts. Statt dessen ein Geschnatter von Materialienmixen, abnehmbaren Kapuzen und und und. Meine Nerven.
Die Feuchtigkeit, auf gut deutsch meine eigene Schwitze, soll an den Innenseiten „des Laminats absorbiert und anschließend an der Außenseite verdampft“ werden. Wahnsinn. Ich versteh kein Wort. Hier wurde laut Blondchen ein Material entwickelt, „welches wasserdicht, atmungsaktiv und elastisch ist. Ihr Körper wird dadurch vor Unterkühlung geschützt.“ Na toll. Wenigstens die Dame vom Fach scheint ihre Lektion gut gelernt zu haben. Sie faselt noch was von Mikroporen, aber ich denk eher an die Flusenbällchen in meinem Bauchnabel. Schon naht vom Nachbarregal eine weitere khakifarbene Funktionsjacke.
„Ein idealer Begleiter für Sie. Bei Temperaturen über 0° C verändert sich die Struktur der Polymermoleküle. …die Gewebebeschichtung ist aus Fluorkohlenwasserstoffharz oder Polyurethan.“ Ich höre noch etwas vom Schutz vor den Alpha- und Betastrahlen der Sonne. Doch da befinde ich mich schon am Ausgang des Hightec-Ausrüsters, Schutz suchend vor den Monologen jener Ladnerin.

Mag die Jacke noch so strapazierfähig sein. Meine Nerven sind es nicht.

Immer unterwegs, auch von Zuhaus´ – Part 3: Die Wanderplanung

Wie? Immer noch kein Ferienhaus für die Sommerferien gemietet? Dann wird es langsam knapp. Man ahnt ja gar nicht, womit sich ein urlaubender Wanderer beschäftigen muss. Die Wohnmobile, Vans oder Kombis von Freunden probefahren und die umklappbaren Rücksitze testen. Die TÜV-Noten von Wanderausrüstung prüfen, Ferienhaus mit Kabel-TV und W-Lan-Anschluss suchen, über die Lieferfristen schwedischer moskitosicherer Wanderblousons nachdenken, Ideen für Wander-, Walking und Talking Routen am Urlaubsorte sammeln, endlich mal ein völlig schräges Wanderbuch schreiben, mit den besten Kreativkräften der Wanderszene zusammentreffen (Hoppala?! Gehören diese Macher von „Best of Wandern“ schon dazu?) und und und. Das mit der Wanderbehausung wird langsam eng – nur noch knapp 4 Wochen bis zum Startschuss. Im Chaos versinken? Ins Selbstmitleid verfallen? Aber ich doch nicht! 😉 Ich hole mir einfach noch einen Schweizer Lindenblütentee und werfe mir eines dieser Halspastillen mit Lavendelaroma ein. Ist mir ääääächt empfohlen worden, von einem dieser echten Wandernaturburschen. Bei der Planung sollte Wanderer eben besser nix dem Zufall überlassen. Apropos: Hätte da vielleicht nicht doch noch jmd. ein nettes Ferienhaus günstig zu vermieten ( 2 Erwachsene, 3 Kinder, min 80 qm., möglichst mit grooooßer Terrasse & Meeresblick, und moskitofrei, 19.7.-16.8.)?

Immer unterwegs, auch von Zuhaus´ – Part 2: Wanderlieder

Also wieder mal ein Müller! Was im Fußball der Gerd und aktuell der Peter für das politische Saarland, war und ist für die deutschsprachige Wanderdichtkunst unser Wilhelm. Im Jahre 1818 schuf Wilhelm Müller wohl einen der bekanntesten Texte im heimischen teutonischen Wanderraum. Knappe 25 Jahre später erst, genauer gesagt 1844, hauchte ein gewisser Karl Friedrich Zöllner dem Ganzen auch noch eine arglose, pfiffige und unverwechselbare Melodie ein. Und fortan war wohl DER Evergreen, ja DAS bis heute absolute Highlight unter den deutschen Wanderliedern geboren.
Ob der Tegernseeer Wanderchor, ob der Chemnitzer Liederkreis e.V., überall haben wir alle es (das Wandern) vom Wasser gelernt, vom Wa-ha-ha-sser. Der blaue Bock schunkelte es uns vor, die Lustigen Musikanten swingten es hinterher, bei kessen Silvesterpolonaisen wackelte die ZDF-Showtreppe, „das hat nicht Ruh‘ bei Tag und Nacht“. Bis heute.

Bis heute? Wir fragen uns aktuell doch zurecht, ob der muntere Reimeschmied damals sich gar nur selbst, nomen est omen, im Kopf hatte, als er vom „Wandern ist des Müllers Lust“ fabulierte.
Und was wohl unsere wackeren Best of Wanderer 2009 heute so brummen, summen, pfeifen, flöten, singen? Immerhin: Ist doch auf der Südroute ein gewisser Alain Muller am Alpenstart. Und auf der Nordroute tippelt sogar eine waschechte Müllerin! Wenn das mal nicht inspiriert, rein gesangstechnisch.

Immer unterwegs, auch von Zuhaus´ – Part 1: Proklamation

Tach auch!

Unsere wackere Ingeborg, Autorin und Lomographin, Bloggerin und Blickerin, Reporterin und Resozialisierte, Best of Wanderin und Very Best of Fräuleinwunder schwitzt, wandert, schreibt, wuselt, schwärmt (von Landschaften und Wanderwegen) und watschelt – und das alles doch nur aus dem einen Grund – weil sie Euch, liebe bürosesselsitzenden Arbeitskollegen, lieber liebster Muckibudenbesitzer, werter Herr Ehemann und Couch Potatoe, sauberes Medienpartner-Team aus Boppard am Rhein, süße Heidelberger Zuckerbäcker, smarte Testfahrer jenseits von Appolda, teure weltweite lomographierenden Genossinnen und Konsomolchen, schnellste aller schnellsten Sofortbildflitzer, treue Nachtschwestern und Blutsbrüder, doch nur Euren schnöden tristen obskuren Alltag doch NUR ein gaaaanz ganz kleines bizzzzchen versüßen mag. Und was macht Ihr? Sitzt weiter auf Euren grau gebeizten Fauteuils und dreht Däumchen und allenfalls Milchschaum durch Euren Sommersonnwendsonntagnachmittag?? Soll das ewig und diesen Juni noch so weitergehn???…. Was?

Schluss damit. Ab sofort. Runter vom Kartong, heißt ab sofort die reisebegleitende Devise, unser aller Devise.

Weshalb die völlig sich verausgabende (für Euch! aber das sagte ich ja schon….) liebe Best o´ Wanderin sich in nächtlicher Mail (ja, ja, direktberichterstattend aus dem Lamm aller Lämmer) bittend an mich wandte. Eine Nacht schlafen, ein Tag in mich gehen – nun ist es raus: Ich werde AB SOFORT als braver Co-Autor und als treu ergebener Wander-Subordinat flankierend hier ein paar Streiflichter setzen. Mit der kleinen knappen Glosse „Immer unterwegs, auch von Zuhaus´“ und, wie es da sich gehört: fernab jeglicher Bergketten und Alpenregionen (befinde ich mich doch derzeit 28 m ü. NN…).

Also noch mal an alle: Runter vom Kartong, das meint: Raus aus dem Sessel. Rein in den Blog. Ran an die Tasten. Werft Euch in Euer Glück, kommentiert, schreibt und fantasiert, was das Zeug hält. Während Eure gute Ingeborg bei jedem Wind und Wetter da draussen sich das Gehirn frei pusten lässt, seid Ihr – Logo! – nun dazu aufgefordert Eurem Herz und Hirn mal einen starken zweiwöchig andauernden Tiefausläufer Raum zu gewähren!! Regt Euch an! Regt Euch auf! Relaxt und denkt nach! Kreuz und quer durch alle Einträge und Kommentare! Treibt Euch hier herum und gebt Gas! Aber tut es! Mit einem Wort: JETZT!

Tragt mit Euren Beiträgen, mit Eurer letzten Muskelfaser, mit Euren La-Ola-Wellen unsere „Ingeborg auf Wander-Rallye“ über alle Berge und versetzt selbst eben solche. Lasst sie auf ihrer letzten Schwarzwälder Etappe nicht im Stich. Begleitet sie verbal ins ausländische Großherzogtum (ab morgen, MO.). Kommt bloggend mit ins Sauerland – sonst wird Ingeborg ääääääächt sauer (ab DO:, 25.6.)! Seid mal so vogelfrei für´s Vogtland (ab SO., 28.6.) und krönt Ingeborg Wanderung auf derAbschlussroute mal ganz ohne Geiz. Dafür in der Sächsischen Schweiz (ab MI., 1.7.).
So, und nun raus aus dem Mief! Wir wollen Euer leidenschaftliches talentiertes mitteilendes Herzblut sehn, Ihr holden Interpretinnen, Ihr scharfen Federhelden!